Orgelfrühling 

 

Eine Musikstunde anderer Art erlebten die Schüler der 6. Klasse am 05.06.2015. Herr Bischhof, Direktor der Uckermärkischen Kulturagentur, lud zu einer Orgelstunde  ein. Hautnah konnten die Schüler den Klang der Orgel in der Kirche erleben und Wissenswertes über das Instrument erfahren.

 

K. Krüger

 



Von einer Königin mit Lippen- und Zungenpfeifen

Einmal alle Register an einer Orgel ziehen zu dürfen, diese Gelegenheit bietet sich einem auch nicht jeden Tag. Grundschüler aus Gerswalde haben sie deshalb beim Schopfe gepackt. 

Klangerlebnis: Jürgen Bischof, Direktor der Uckermärkischen Kulturagentur, pustet für Gerswalder Grundschüler in eine Zungenpfeife. Foto: Michaela Kumkar 

Uckermark. „Das sieht ja echt schwer aus!“, sagt der 12-jährige David, als er sieht, wie sich Wolfram Hoppe im Innern der Gerswalder Orgel abmüht. Er hat gerade die Rolle des „Kalkanten“ übernommen und tritt nacheinander zwei hölzerne Pedale, um so den Blasebalg der Orgel zu betätigen. Denn nur so kann Jürgen Bischof, der am Instrument sitzt, ihm überhaupt einen Ton entlocken. „Die Orgel wird auf diese Weise mit Luft versorgt“, erklärt der Fachmann David und seinen Mitschülern aus der sechsten Klasse der Gerswalder Grundschule. Für sie steht an diesem Tag Orgelkunde auf dem Stundenplan.
Jürgen Bischof, Direktor der Uckermärkischen Kulturagentur, ist dazu nach Gerswalde gekommen. Die Veranstaltung gehört zu den Offerten des „Uckermärkischen Orgelfrühlings“. „Dass wir Kindern in Prenzlau, Angermünde oder Templin Gelegenheit geben, sich mit diesem Instrument vertraut zu machen, ist eine Selbstverständlichkeit“, erklärt Jürgen Bischof. Diesmal habe man sich erstmals entschieden, ein solches Angebot für Grundschüler im ländlichen Raum zu unterbreiten. Die Wahl fiel auf Gerswalde. Dort beherbergt die Kirche ein sehr schönes Instrument, eine Ernst-und-Wilhelm-Sauer-Orgel. Sie kam 1873 nach Gerswalde. „Solch ein Instrument entsteht nach wie vor in echter Handarbeit. Wenn man heutzutage eine große Orgel mit zwei oder drei Manualen baut, dann dauert es ein Jahr, bis sie fertig ist. Und für das Geld, das der Auftraggeber bezahlen muss, bekommt man schon ein kleines Einfamilienhaus“, verrät Jürgen Bischof seinen jungen Zuhörern. Die staunen.
Übrigens, einen Kalkanten, sprich einen Balgtreter, hat die Gerswalder Orgel nicht mehr nötig. Das Instrument ist mit einem Motor ausgestattet, der für die Luftzufuhr sorgt. Genau Bescheid wissen die Kinder nach Jürgen Bischofs Erklärungen jetzt auch über Lippen- und Zungenpfeifen, die Bestandteil der Orgel sind. Antony darf in eine Lippenpfeife hineinblasen, die Jürgen Bischof aus dem Instrument genommen hat. Weil beide Pfeifenarten unterschiedlich konstruiert sind, könne man damit Töne in sehr verschiedenen Klängen erzeugen. Nicht umsonst nennt man die Orgel deshalb auch die Königin der Instrumente. Die Tonhöhe werde hauptsächlich durch die Länge der Pfeifen bestimmt.
Nicht nur Alina hört aufmerksam zu. Schließlich hat auch sie zum ersten Mal Gelegenheit, eine Orgel von Nahem zu sehen. Im Unterricht haben die Sechstklässler einen Film über diese Instrumente gesehen. Antony hat gut aufgepasst und weiß, dass die größte Kirchenorgel der Welt in Passau steht. Dann darf Wiebke auf der Orgel zeigen, dass sie gut Keyboard spielen kann. „Schade, dass ich keine Noten mit habe“, sagt das Mädchen. Und spielt einen Cancan. Der klingt auch auf einer Orgel ganz flott...